Pressemitteilung

25.März 2007

Arnold: Hauptschulen erhalten -Kooperationen zulassen

Hauptschüler brauchen eigenen Lern- und Entwicklungsraum – Bei der Landtagsdebatte zum Thema „Konsequenzen aus der demographischen Entwicklung für Schulstandorte und Schulstruktur“ sagte die FDP/DVP-Abgeordnete Dr. Birgit Arnold unter anderem:

„Ich sage es immer wieder, und es ist wieder eine Gelegenheit, es hier zu tun: Hören Sie von der Opposition endlich auf, die Hauptschulen dermaßen schlecht zu reden. Ich kann es nicht mehr hören. Mit Ihrer Polemik, indem Sie hier Akademikerkinder gegen Hauptschulkinder ausspielen, ist uns auch nicht geholfen. Das bringt uns keinen Schritt weiter. Unser Schulsystem in Baden-Württemberg ist in hohem Maße leistungsfähig. Das wird von allen bisherigen – auch internationalen – Schulvergleichsuntersuchungen bestätigt. Ich möchte Ihnen ganz bewusst ein Zitat aus der PISA-Studie des Jahres 2000 vorlesen. Dort steht auf Seite 427 folgender Satz: ‚Offensichtlich variieren die durchschnittlichen Schülerleistungen in den verschiedenen Teilnehmerländern unabhängig von den Formen der Schul- und Unterrichtsorganisation.’ Dieses Ergebnis bestätigt Befunde, die uns auch ältere Untersuchungen gegeben haben. Wir haben bis heute keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen der Schulorganisation und den Leistungen der Schüler. Ich möchte an dieser Stelle den auch von der SPD angeführten Bildungsexperten Manfred Prenzel zitieren, der sich zur PISA-Studie 2003 wie folgt äußerte: ‚Nüchtern betrachtet ist die Frage der Schulstruktur ein Faktor neben vielen anderen. Für den Erfolg gibt es in dieser Hinsicht kein Patentrezept. Jedes Land muss seinen Weg suchen.’ Das tun wir, meine Damen und Herren. Es ist völlig richtig: Wir haben aufgrund der demografischen Entwicklung zunächst einmal zurückgehende Schülerzahlen, und das betrifft in besonderem Maße und viel früher als erwartet die Hauptschule. Wir müssen reagieren. Wir haben uns vonseiten unserer Fraktion damit auseinander gesetzt, wie wir für die Hauptschule eine Zukunft schaffen kön-nen. Wir wollen die Hauptschule als Schulart in unserem Schulsystem erhalten. Ich darf Ihnen drei Punkte, die uns sehr am Herzen liegen, noch einmal kurz erläutern. Zum einen: Wir können nicht jeden klitzekleinen Standort auf die Dauer halten. Das ist mittlerweile Konsens in der Koalition. Das heißt, wir müssen weg von der Standortsicherung um jeden Preis hin zu einer Standortoptimierung. Diese Standortoptimierung bekommen wir nur in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen, mit den Schulträgern. Das Kultusministerium hat nach Bekanntgabe der neuesten Prognose das Gespräch mit den kommunalen Landesverbänden gesucht. Was uns freut ist, dass Vorschläge, die die FDP/DVP-Landtagsfraktion auf einer Pressekonferenz vorgestellt hat, im Eckpunktepapier der kommunalen Landesverbände und des Kultusministeriums aufgegriffen wurden und realisiert werden sollen. Dazu gehört, dass Kooperationsformen, die das Schulgesetz schon jetzt bietet, fortgeführt werden müssen und von den Schulen noch viel stärker genutzt werden können müssen oder dürfen, auch das steht ja in dem Eckpunktepapier. Das sieht das Ministerium mittlerweile auch so. Es wird weitere Kooperationsformen geben, die schon jetzt nach dem Schulgesetz möglich sind. Für uns ist es sehr wichtig, dass Realschulen und Hauptschulen, wenn sie das wünschen, in Zukunft vor Ort viel intensiver zusammenarbeiten können. Auch hier sind wir froh, dass es erste Schritte in dieser Richtung geben wird, dass erste Schritte in dieser Richtung im FDP/DVP-Fraktionspapier enthalten sind. Wir wollen die beiden Bildungsgänge erhalten. Wir wollen auch die Abschlüsse Realschule und Hauptschule erhalten. Aber wo es gewünscht wird, sollen die Schulen die Möglichkeit haben, ganz eng zusammenzuarbeiten, auch im Unterricht, wo das möglich ist, damit wir hier alle Ressourcen ausnutzen und damit wir noch viel mehr als bisher einen mittleren Bildungsabschluss für Hauptschüler bekommen. Ein weiteres wichtiges Mittel für unsere Standortoptimierung ist die Aufhebung der Schulbezirke. Das macht keinen Sinn mehr. Wenn Hauptschulen ein eigenes Profil entwickeln sollen – das halten wir für sehr vernünftig und sinnvoll –, müssen wir die Hauptschulbezirke gemeindeübergreifend, notfalls auch kreisübergreifend aufheben. Auch dieser Gedanke ist in dem Eckpunktepapier drin. Er ist noch sehr vorsichtig aufgegriffen. Das Ministerium möchte weitere Schulversuche in dieser Richtung zulassen. Wir sagen: Herr Minister, haben Sie Mut, Sie sind auf dem richtigen Weg. heben Sie die Schulbezirksgrenzen insgesamt auf! Der Mannheimer Modellversuch hat uns gezeigt, dass es für die Schüler etwas bringt, wenn sie wählen dürfen, sie fühlen sich bestärkt. Es bringt etwas für die Schule, wenn sie eine enge Bindung zu ihren Schülern herstellen kann. Das ist für alle Beteiligten das Beste. Ein letzter Punkt ist uns auch sehr wichtig – wir haben uns mit den kommunalen Landesverbänden zusammengesetzt, da wurde das auch thematisiert. Wir kriegen diese Standortoptimierung nur hin, wenn die Schulträger, die Schulleitung und die Eltern nicht bestraft werden, wenn sie bessere Strukturen schaffen wollen, sondern sie müssen belohnt werden. Wenn es nach uns gegangen wäre, dann hätten wir gesagt: Lasst ihnen lang-fristig die Ressourcen auch bei Zusammenlegungen. Auch hier geht das Ministerium erste Schritte in eine richtige Richtung, die wir voll und ganz unterstützen. Die Ressourcen werden zunächst zusammengetan. Sie werden nicht gleich gekürzt. Das ist ein wichtiges Signal an die Schulträger und Kommunen vor Ort, dass sie nicht bestraft werden, sondern dass sie zunächst einmal mit ihren Ressourcen weiterarbeiten können. Wir wollen die Begabungsreserven der Hauptschule ausnutzen. Es sind einige da, wenn man einmal ein bisschen genauer hinschaut. Deshalb brauchen auch Hauptschüler einen eigenen Lern- und Entwicklungsraum. Wir wollen ihn erhalten. Wir sind sicher, das gelingt uns. Die Hauptschule hat eine Zukunft. Wir sprechen uns in zehn Jahren wieder.“

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