Pressemitteilung

29.April 2009

Arnold: Wir brauchen mehr Musik in Kindergärten und Schulen

Musik regt Kinder an – mehr Spaß beim Lesen, Schreiben und Rechnen – Die bildungspolitische Sprecherin der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Dr. Birgit Arnold, sagte in einer Landtagsdebatte über das Thema „Mehr Musik in Kindergarten und Grundschule“ unter anderem (es gilt das gesprochene Wort):

„Mehr Musik in Kindergarten und Grundschule“ — unter diesem Titel haben wir einen Berichtsantrag auf den Weg gebracht. Wir freuen uns, dass wir diesen heute vorstellen und diskutieren können. Meine Ausführungen möchte ich mit dem Bericht über einen Schweizer Modellversuch beginnen. Dort hat man in einer Grundschule den Unterricht in Mathematik und Deutsch um 20 Prozent gekürzt, hat aber dafür fünf Stunden pro Woche Musik eingeführt.Sie können sich vorstellen, dass die Schweizer Eltern am Anfang sehr kritisch waren. Wie soll das gehen — weniger Mathe und Deutsch und dafür mehr Musik? Aber als sie nach einem Jahr gefragt wurden, ob man das wieder verändern solle, haben alle Eltern gesagt: Nein, wir wollen das beibehalten.Die Kinder sind nicht dümmer geworden. Sie gehen viel motivierter in die Schule. Sie erwerben soziale Kompetenzen und sie kommen fröhlich singend nach Hause. Das wünschen wir uns für alle unsere Kinder. Wir wissen aus der Forschung, dass das Gehirn auf Vernetzung angewiesen ist. Wissen wird nicht nur an einer bestimmten Stelle, sondern in verschiedenen Gehirnregionen abgelegt. Dabei ist es ganz wichtig, in welcher emotionalen Verfassung dieses Wissen erworben wird, ob sich die Kinder wohl fühlen oder ob sie angstbesetzt lernen müssen. Musik — auch das wissen wir aus der Gehirnforschung — ist der stärkste neurale Reiz, der überhaupt möglich ist. In der Regel ist dieser Reiz positiv besetzt. Deshalb sage ich: Wenn wir Kindern ein Schulumfeld schaffen wollen, in dem sie sich wohl fühlen, in dem sie Spaß am Lernen haben, dann darf dieser positive Reiz der Musik auf keinen Fall fehlen.Auf die enge Relation zwischen aktivem Musizieren und der kognitiven Entwicklung wurde in letzter Zeit immer wieder hingewiesen. Wir müssen ehrlich sein: Die Forschung steht noch ganz am Anfang. Wir wissen noch nicht ganz genau, welche kognitiven Effekte in der Entwicklung eines Menschen durch welche Art der musikalischen Betätigung erzielt werden können. Aber eines wissen wir heute schon: Aktives Musizieren fördert das Erkennen von Sprachlauten und von schriftlichen Symbolen. Das heißt, Musik in Kindergarten und Grundschule unterstützt die Kinder ganz intensiv beim Lernen von Lesen, Schreiben und Rechnen. Das ist für uns der Grund, weshalb wir uns in Kindergarten und Grundschule noch deutlich mehr Musik als heute wünschen.Uns ist ganz wichtig, dass wir, wenn wir mehr Musik in Kindergarten und Grundschule haben wollen, auch eine entsprechende Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher und der Lehrerinnen und Lehrer brauchen. Deshalb begrüße ich es, dass bei der Fortschreibung des Orientierungsplans auch die musikalischen Bildungsinhalte verstärkt und ausgebaut werden sollen. Auf dem richtigen Weg sind wir auch, wenn wie vorgesehen in der neu zu konzipierenden Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher der kreative und musische Bereich ausgebaut werden soll.Ebenfalls begrüßen wir sehr, dass auch bei der künftigen Ausbildung von Grundschullehrern und Grundschullehrerinnen, die in Zukunft in einem eigenständigen Ausbildungsweg ausgebildet werden sollen, ein Grundmodul zur musikalischen Aus-bildung verpflichtend vorgesehen ist. Wir wünschen uns, dass auch in der Elemen-tarpädagogik, die heute schon angesprochen worden ist, der Bereich der elementaren Musikpädagogik weiter ausgebaut wird. Zum Antrag der Grünen: Grundsätzlich sehen wir die Forderung, jedem Kind das Erlernen eines Musikinstruments zu ermöglichen, als positiv an. Aber in Nordrhein-Westfalen zeigt sich, dass das größte Problem die Finanzierung ist. In Nordrhein-Westfalen fehlen noch 12 Millionen €. Hinzu kommt: Die Musikschulen Baden-Württembergs stehen diesem Konzept kritisch gegenüber. Sie sind zur Kooperation bereit, aber in einer mehr Ziel führenden Weise. Für uns ist die intensive Kooperation zwischen Grundschul- und Kindergartenbereich mit den Musikschulen wichtig. Der Verband der Musikschulen hat ein eigenes Modellprojekt auf den Weg gebracht: „Singen, Bewegen, Sprechen im Kindergarten“. Die verstärkte Kooperation ist natürlich nicht zum Nulltarif zu haben. Ich möchte deshalb hier an ein Versprechen erinnern, das Ministerpräsident Günther Oettinger dem Landesverband der Musikschulen vor einiger Zeit gemacht hat: Die Musikschulen sollen mehr Fördermittel bekommen.“

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