Pressemitteilung

05.November 2008

Bullinger: Die beste Energie ist die eingesparte Energie

Die energetische Nutzung von Biomasse muss weiter vorangebracht werden – In einer Landtagsdebatte über die „Nutzung und Ökobilanz von Biomasse“ sagte der land-wirtschaftliche Sprecher und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dr. Friedrich Bullinger unter anderem:

„Bedauerlicherweise überschattet die derzeitige Finanzkrise, ausgelöst von den geplatzten Blasen in den USA in der Wohnungswirtschaft, die Themen Umwelt, Ernährung und Energie. Energie, Wasser und Nahrungsmittel sind die Gigathemen des Jahrhunderts. Ohne Energie geht überhaupt nichts. Die beste Energie ist nicht die nukleare, ist nicht die fossile, die end-lich ist, ist aber auch nicht die regenerative. Die beste Energiepolitik ist die Politik, die dazu führt, dass wir weniger Energie brauchen, weniger Primärenergie verbrauchen und die ver-brauchte Primärenergie effizienter nutzen. Effizienter bei der Wärmeproduktion, effizienter bei der Güterproduktion, effizienter bei der Mobilität. Energie einsparen im Wärmemarkt ist das Gebot der Stunde. 75 Prozent der Wohngebäude sind älter als 30 Jahre, verbrauchen mehr als 200 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter, obwohl man mit sechs Liter pro Quadratmeter und Jahr auskommen könnte.Seit 1998 haben wir im Land das Impulsprogramm Altbau des damaligen Landesgewerbe-amtes. Dort gilt es intensiver weiter zu machen. Ich begrüße deshalb auch die beschlosse-nen Maßnahmen der Bundesregierung im Bereich der Altbausanierung. Leider hat man den Mehrwertsteuersatz bei der energetischen Sanierung nicht halbiert. Das wäre ein Umwelt-, ein Arbeits-, ein Konjunktur- und ein Energieprogramm. Dies wäre die beste Optimierung von Ökonomie und Ökologie. Wie gesagt, die beste Energie ist die eingesparte Energie, die wir gar nicht erst brauchen. Und hier gibt es noch viel zu tun. Wir brauchen den Energiemix und wir brauchen mehr Bioenergie, jedoch dürfen wir uns vor allem bei der Nutzung der Bioener-gie keine falschen Hoffnungen machen. Der Einsatz und die Förderung können nur unter Berücksichtigung der Ökobilanzen erfolgen. Teller oder Tank sind keine Grundsätze. Beides lässt sich organisieren. Allerdings sind die Regeln des Ackerbaus, der Landbaunutzung und der ökologischen Ver-träglichkeit dabei zu berücksichtigen. Die Einspeisevergütung für Biogas hat bis vor kurzem dazu geführt, dass selbst unter Vernachlässigung der thermischen Energie es sich lohnt, Biogas zu erzeugen. Dies führte zu mehr Monokulturen beim Maisanbau, zu hohen Pacht-preisen und zur Intensivierung des Ackerbaus mit Düngung und Chemie. So kann gut ge-meinte Rot-Grüne Politik das Gegenteil erreichen was man will. Auch war die Flächenstille-gung war aus Sicht der Energiepolitik Unsinn, denn man verzichtete auf die Ernte der Son-nenenergie, die uns der Herrgott kostenlos zukommen lässt. Unsinnig ist es auch, Biokraft-stoffe zu erzeugen, die in der Ökobilanz, in der Energiebilanz, also bei Input und Output sich nicht rechnen. Es macht keinen Sinn Raps anzubauen, um daraus Biodiesel zu machen, wenn der Raps mit 300 kg Stickstoff und Pflanzenschutzmitteln erzeugt wird. Rechnen Sie dies mal durch, wenn der Stickstoff über das Haber-Bosch-Verfahren in Rumänien mit Braunkohle und Elektrizität erzeugt wurde. So etwas ist ökologischer Schwachsinn. Daher sollten wir vor allem schwerpunktmäßig viel mehr tun im Bereich der Verwertung von Holz. Über 40 Prozent der Landesflächen sind bewaldet. Nutzen wir doch diese riesigen Re-serven, die uns der nachwachsende Rohstoff Holz bietet, sei dies mit Hackschnitzel oder Pellettechnologie.Hier ist die Ökobilanz sicher positiv. Und es rechnet sich auch, und die Technik stimmt auch. Bei Pellets haben wir in Baden-Württemberg zwischenzeitlich ausreichende Kapazitäten auch für einen Zubau von Pelletheizungen. Die energetische Nutzung von Biomasse muss weiter voran gebracht werden, braucht Förderung und Begleitung, allerdings sind die Gren-zen dort, wo bei der Gesamtökobilanz kein positives Zeichen davor steht. Ich sehe für die Industrie, für das Handwerk, für die Landwirtschaft und vor allem für die Umwelt im Sinne einer nachhaltigen Wirtschaft und im Sinne der Nachhaltigkeit für unsere Kinder und Enkel große Chancen durch den verstärkten Einsatz von Biomasse in der Energiewirtschaft.“

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