Pressemitteilung

17.März 2010

Bullinger: Wettbewerbsfähigkeit der Forstwirtschaft langfristig erhalten

Agrarpolitischer Sprecher fordert, ökologisch wertvollen Baustoff Holz verstärkt einzusetzen – Der agrarpolitische Sprecher der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Dr. Friedrich Bullinger, sagte in einer Landtagsdebatte über die „Auswirkungen der aktuellen Holzmarktlage auf die Forst- und Holzwirtschaft in Baden-Württemberg“ unter anderem:„Der durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöste Zusammenbruch der Auslandsmärkte und die kränkelnde Konjunktur stellen die holzverarbeitenden Betriebe und damit die gesamte Forst- und Holzwirtschaft im zweitreichsten Waldland Baden-Württemberg vor besondere Herausforderungen.

Die verheerenden Stürme und der Boom auf dem Exportmarkt führten in den vergangenen zehn Jahren auch im Südwesten zu hohen Verarbeitungskapazitäten. Allein in den Jahren 2006 bis 2007 erhöhten sich die Einschnittskapazitäten der Sägewerke in Bayern und Baden-Württemberg um beachtliche 4,5 Millionen Festmeter. Diese Marktveränderungen bekommen auch die Waldbesitzer massiv zu spüren, da sie von der Holzindustrie abhängig sind. Die derzeit durchaus akzeptablen Rohholzpreise können nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele kleinere Betriebe unrentabel wirtschaften müssen. In Anbetracht der veränderten Situation am Holzmarkt ist es daher erforderlich, ein nachhaltiges Angebot an akzeptablen Preisen bereitzuhalten. Insbesondere unsere heimischen holzverarbeitenden Unternehmen mit ihren mittel-ständischen Strukturen brauchen eine kontinuierliche Holzversorgung. Selbstverständlich gilt dies auch für unsere größeren Sägewerke. Der Holzpreis darf nicht als Instrument der Strukturpolitik in dieser Branche missbraucht werden. Dies würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass wir im Land bald weniger Waldbesitzer haben. Damit verbunden wäre eine veränderte Landschaft, die wir als Touristikland Baden-Württemberg mit über 250.000 Beschäftigten auf keinen Fall wollen. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass die Zukunft des Waldes auch weiterhin davon abhängt, ob in der Forstwirtschaft etwas zu verdienen ist. Um Gottes Lohn oder nur mit Hobby-Waldbauern werden wir unsere Kulturlandschaft nicht erhalten können. Vor allem junge Menschen sind nicht bereit, sich dieser oft mühevollen Arbeit zu unterziehen. Der Wald hat etwas mit Wirtschaft, sprich mit nachhaltiger Bewirtschaftung zu tun. Es gibt hier im Hohen Haus durchaus Stimmen, die den Wald eher als Freizeitpark für Reiter und Mountainbiker betrachten. Andere wiederum würden aus unseren Kultur- und Wirtschaftswäldern lieber Naturparke und Urwälder machen. Derzeit ist die Rohstoffversorgung der baden-württembergischen Nadelholzsäger angespannt, was nicht zuletzt zur Verunsicherung vieler kleiner Waldbesitzer führt. Darüber hinaus können die gestiegenen Rundholzpreise von derzeit ca. 80 Euro je Festmeter Fichte nicht hinwegtäuschen, auch nicht die Energiepreise bei Holzpellets und Hackschnitzel. Sehr geehrter Herr Minister Köberle, ich erwarte von Ihrem Haus und dem Wirtschaftsministerium ein größeres Engagement bei der begonnenen Clusterpolitik Forst und Holz.An dieser Stelle möchte ich auch die Gemeinde-, Stadt- und Kreisräte bitten, sich bei öffentlichen Bauten für den verstärkten Einsatz von Holz auszusprechen. Denn die Zahl der Neubauten geht längst zurück. So rechnet man in Baden-Württemberg mit jährlich nur noch 25.000 bis 35.000 Wohnungen, die neu erstellt bzw. als Ersatzbauten errichtet werden. Auch gilt es, bei der Altbausanierung und thermischen Sanierung unserer Gebäude mehr Holz zu verarbeiten. Die Holzindustrie, unsere Sägebetriebe und die mit ihnen untrennbar verbundenen Waldbesitzer – ob Kommunal, Privat- oder Staatsforst -, brauchen langfristig kalkulierbare Rahmenbedingungen. Ziel muss es daher sein, die Wettbewerbsfähigkeit der Forstwirtschaft in Baden-Württemberg langfristig zu erhalten. Dies kann erreicht werden, wenn• sich die Holz verarbeitende Industrie den Marktverhältnissen anpassen kann, • die Netzwerkbildung und Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen gestärkt wird, • Instrumente zum Schutz der Branche vor extremen Preissprüngen gefunden werden, • der ökologisch wertvolle Bau- und Energiestoff Holz verstärkt eingesetzt wird • und die Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft weiterhin durch die L-Bank, Bürgschaftsbank, mittelständische Beteiligungsgesellschaft, das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum oder durch das Liquiditätshilfeprogramm unterstützt werden.“

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