Pressemitteilung

26.Juni 2007

Bullinger: Wir brauchen mehr Disziplin und Rücksicht auf den Straßen

Landtag diskutiert auch über Begleitendes Fahren als Beitrag zur Verkehrssicherheit – In einer von der FDP/DVP-Landtagsfraktiion beantragten Aktuellen Debatte des Landtags zum Thema „Aktueller Handlungsbedarf für mehr Verkehrssicherheit in Baden-Württemberg“ sagte der verkehrspolitische Sprecher Dr. Friedrich Bullinger:„Ein Blick in die aktuellen Tageszeitungen sowie auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Unfallzahlen in Deutschland und Baden-Württemberg erschreckend angestiegen sind und seit der Beantwortung unserer Großen Anfrage vom 4.10.2006, Drucksache 14/386 es sich nicht zum Besseren gewendet hat.

Südwest Presse 22. Juni: „Vom LKW-Anhänger gerammt, Bus überschlägt sich mehrmals, ein Toter, viele Verletzte“. Stuttgarter Nachrichten: „Vier Menschen sterben bei Kollision mit der Bahn trotz des roten Warnsignals – Bahnübergang passiert“. Südwest Presse, 26. Juni, Ostalbkreis: „Raser rücken stärker ins Visier der Ordnungshüter“. Nürnberger Nachrichten, Fränkische Landeszeitung „Städtereise endet mit Tragödie beim Busunglück sterben 13 Menschen in Sachsen Anhalt.Hohenloher Tagblatt, 23. Juni „Zwei Autos prallen auf umgekippten Laster, zwei Tote, ein lebensgefährlicher Verletzter bei Satteldorf“. Ich könnte gerade so weiter zitieren, werte Kolleginnen und Kollegen, das waren nur die letzten acht Tage.Der Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 21. Juni 2007 ist zu entnehmen, ich zitiere: „32% mehr Verunglückte im April 2007 im Straßenverkehr. 478 Menschen kamen im April 2007 nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes bei Verkehrsunfällen ums Leben. Das waren 84 Personen oder über ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Verletzten hat sich um 33% auf 40.100 erhöht. Sicherlich wurde bei dem sommerlichen Wetter im April mehr gefahren, aber besonders bedenklich ist, dass in diesem Zeitraum die Unfälle mit Personenschäden um 36% zugenommen haben. Nimmt man den Zeitraum Januar bis April, so sind mehr als 18% mehr Personen verunglückt, wobei der Anstieg von 10% mehr Verkehrstoten als im Vergleichzeitraum im Vorjahr zu beklagen. An den immer sichereren Fahrzeugen (Crashzone, Airbag, Bremstechnik und vieles mehr) liegt es nicht – der Schwachpunkt ist und bleibt der Mensch und nicht die immer bessere Technik.Die Altersgruppe zwischen 18 bis 24 ist mit Abstand die höchste Risikogruppe und die Hauptursache Nummer 1. Aber auch überdurchschnittlich sind die Unfallgefahren bei Kindern unter 15. Schwere Unfälle durch LKW aber auch ein großes Gefahrenpotential geht von den so genannten Sprintern aus. Erst am Wochenende haben mir die Verantwortlichen der Polizeidirektion Schwäbisch Hall bestätigt, dass nach wie vor Rasen, Alkohol und bedauerlicherweise besonders stark steigend, Drogen die Hauptursachen sind. Dazu mangelnde Fahrpraxis der Risikogruppe 18- bis 24 -Jährige. Wir sollten uns deshalb erneut mit folgenden Themen auseinandersetzen:- Generelles Überholverbot für LKWs auf zweispurigen Autobahnen- Tempolimit bei Sprintern- Tempo 130 auf Autobahnen, aber auch den Vorschlag des Europaabgeordneten Davis, Tempobeschränkung auf 162 bei allen Neufahrzeugen spätestens 2013 – was Herr Tiefensee schon abgelehnt hat – – Mehr Prävention zur Verbesserung der Sicherheitskultur und vieles mehr.Von mehr Kontrollen halte ich nichts, viel besser wäre, man würde die Delikte und Verstöße spürbarer für die Verursacher ahnden. Wer sich an die Spielregeln hält, hat nichts zu befürchten. Österreich und die Schweiz machen es uns vor.Ich will nicht mehr Vorschriften, ich will nicht mehr Kontrollen, sondern mehr Disziplin und Rücksicht auf der Straße erreichen, und das erreichen wir, wenn’s weh tut, nicht ein paar Einzelpünktchen oder ein paar EURO -das intensivste Nachdenken erfolgt, wenn der Pappdeckel weg ist.Die größte Risikogruppe sind die 18 – bis 24-Jährigen. Sie müssen hineinwachsen, sie müssen Erfahrungen sammeln, und deshalb ist meine Fraktion, allen voran meine Kollegin Heiderose Berroth seit Jahren dafür, möglichst schnell das begleitende Fahren ab 17 einzuführen. Nicht irgendwann, sondern umgehend und spätestens bis 1. Oktober dieses Jahres. Wir brauchen nicht noch mehr Gutachten und noch mehr gescheite Theoretiker, lernen wir doch aus der Praxis, schauen der Natur was ab. Die Erfahrenen geben den Unerfahrenen ihre Erfahrungen weiter, damit die Unerfahrenen aus den positiven Erfahrungen der Erfahrenen lernen.Aus eigener Erfahrung lernte ich, wir haben zuhause zwei Autos und vier die fahren wollen (ideales praktiziertes Car-Sharing), davon zwei Fahranfänger. Und ich sitze gern neben einem meiner Fahranfängern, dann spricht man darüber, z.B.- da hätt ich jetzt net überholt,- da hätt aber keiner komma dürfa,- da wär i net nausgfahra,- des hasch aber prima gmacht, i fühl mich bei dir sicher,- warum glaubst der Abstand reicht.Darüber reden, begleiten, aber auch umgekehrt die Jungen weisen auch uns Ältere auf den einen oder anderen Schlendrian hin. Meine Damen und Herren,das begleitende Fahren mit 17 ist ein wichtiger Beitrag zur Verkehrssicherheit, insbesondere bei der Risikogruppe der Fahranfänger. Ich bin überzeugt, dass Sie, sehr geehrter Herr Verkehrsminister Rech dafür sorgen, dass auch in Baden-Württemberg ab 1. Oktober dies praktiziert werden kann.“Hans Ilg, Pressesprecher

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