Pressemitteilung

26.April 2007

Chef: Chancen der Gentechnik für Baden-Württemberg erkennen

Wertschöpfung aus Forschungsergebnissen soll im Land bleiben – Die Gentechnik ist neben der Atomkraft der Lieblingsfeind der Grünen. Bereits vor 15 Jahren haben die Grünen vehement gegen die Anwendung der Gentechnik in der Medizin gekämpft. Heute ist Gentechnik auf diesem Gebiet völlig unbestritten. Selbst die Grünen akzeptieren, was sie 15 Jahre lang versucht haben, auszubremsen. In der Medizin werden völlig unbestritten Medikamente wie Insulin, Impfstoffe, Herzmedikamente hergestellt mit gentechnisch veränderten Organismen.

Doch während wir vor 15 Jahren in Deutschland und in Baden-Württemberg bei der Grund-lagenforschung weltweit an der Spitze lagen, werden heute die Impfstoffe und Medikamente außerhalb unseres Landes produziert. Die Industrie ist abgewandert, weil die Chancen der Gentechnik außerhalb von Deutschland höher bewertet wurden. Gleiches passiert auf dem Gebiet der Gentechnik im Pflanzenbereich. Dabei geht es nicht um schnittfestere Tomaten. Es geht um weniger Chemieeinsatz in der Landwirtschaft, es geht um eine ökologische Ver-besserung. Es geht um die Erhöhung der Produktion von nachwachsenden Rohstoffen. Es geht um die Schonung der Flächen und die Ernährung der Dritten Welt. Dabei ist die grüne Gentechnik allgegenwärtig. Enzyme wie Chymosin, Vitamine wie Vitamin C, B2, B12 und Aminosäuren werden mit gen-technisch veränderten Organismen produziert. Auf jedem Frühstückstisch ist Gentechnik dabei ob beim Käse oder im Obstsaft. 95 Prozent des in der Tierhaltung verfütterten Sojafut-ters ist gentechnisch verändert. In Baden-Württemberg enthielten 20 Prozent der in diesem Frühjahr kontrollierten Produkte Anteile von gentechnisch veränderten Produkten unter dem Schwellenwert der Kennzeichnung. Da ist es gerechtfertigt zu fragen, warum diskutieren wir noch über die Züchtungsmethode grüne Gentechnik? Wir als Liberale sind nicht zufrieden damit, dass wir in der genetischen Grundlagenforschung nach wie vor Spitze sind, die Anwendung der in unseren Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen entwickelten Erkenntnisse jedoch nahezu aus-schließlich über Importe in unser Land kommen. Wir wollen, dass die Wertschöpfung aus den Erkenntnissen unserer Grundlagenforschung bei uns geschieht und nicht in Kanada oder den USA. Wir wollen, dass Erkenntnisse, erarbeitet an unseren Universitäten, For-schungseinrichtungen und Unternehmen, zu neuen Arbeitsplätzen in Deutschland führen. Wir haben eine Bundesforschungsministerin, die in dieser Diskussion völlig abgetaucht ist und die berechtigten Belange von Wissenschaft und Forschung völlig vernachlässigt. Die angekündigte Novellierung des Gentechnikgesetzes steht bis heute noch aus. Baden-Württemberg hat die meisten wissensbasierten Arbeitsplätze in Deutschland. Technik und Forschung sind die Grundlage unseres Wohlstandes in Baden-Württemberg. Deutschland verliert Zeit und Kompetenz in dieser Schlüsseltechnologie. Anstatt stets neue Schauermärchen über die Gentechnik zu verbreiten, müssen wir endlich die Chancen sehen. Wir müssen auch im Bereich der Gentechnik, so wie unsere europäischen Nachbarn, die vor-handenen EU-Richtlinien 1 : 1 umsetzen und nicht, wie in vielen anderen Bereichen schon geschehen, noch zusätzliche Beschränkungen erlassen, die die Wettbewerbsfähigkeit unse-rer Wirtschaft schwächen. Natürlich sind wir für eine Kennzeichnungspflicht. Sie ist der Schlüssel zur Wahlfreiheit der Verbraucher und zur Koexistenz zu konventioneller Landwirtschaft, ökologischem Landbau und grüner Gentechnik. Natürlich brauchen wir Haftungsregelungen. Wir brauchen aber kei-ne Haftungsregelungen, die ausschließlich dazu dienen, die grüne Gentechnik von vorneherein unmöglich zu machen. Dies gilt auch für die Abstandsregelungen. Die Entscheidung, welche Abstände für eine Koexistenz notwendig sind, ist keine politische Entscheidung, sondern eine fachliche. Die Politik darf die Wissenschaft nicht weiter alleine lassen. Politik muss in die Zukunft schauen, führen und Perspektiven aufzeigen. Der Zug der Gentechnik ist nicht mehr aufzu-halten. Sämtliche Zerstörungen von Versuchsflächen werden dies nicht verhindern. Wir müssen bereits aus ökologischen Gründen die Forschung auf diesem Gebiet weiterführen. Durch rot-grün ist wertvolle Zeit verstrichen. Es wurden Chancen vertan. Diejenigen, die vor Jahren die rote Gentechnik bekämpft haben und bereits damals nicht den Kompass hatten für eine richtige Entscheidung, könnten heute nicht die Meinungsführerschaft im Bereich der Gentechnik für sich beanspruchen. Bei diesem schwierigen Thema ist nicht Ideologie, sondern Vernunft und Aufklärung angesagt. Hans Ilg, Pressesprecher

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