Pressemitteilung

17.Oktober 2019

Gedenken an Reinhold Maier als großen Südwestliberalen

Der 130. Geburtstag des bedeutenden liberalen Politikers und ersten Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Dr. Reinhold Maier, war der Anlass für eine große Feierstunde am Mittwochabend, die die FDP/DVP Fraktion im Landtag gab.
In seiner Begrüßung würdigte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende des nach Reinhold Maier benannten politischen Landessstiftung, Jochen Haußmann, die Leistung des großen „Remstalliberalen“, nach den schlimmen Zeiten von Nazidiktatur und Kriegszerstörungen bereits unmittelbar 1945 Verantwortung im damaligen Württemberg-Baden als Ministerpräsident zu übernommen zu haben. „Organisatorisches Geschick, persönliche Integrität und eine enge Verbundenheit mit den Anliegen des Mittelstands und der Gewerbetreibenden machten Maier zur richtigen Person, nach Krieg und Diktatur die Grundlage für einen liberalen, stabilen Staat mit rechtstaatlichen Grundlagen zu schaffen“, so Haußmann.

Christoph Daniel Maier, ein Enkel des Ministerpräsidenten, erinnerte mit sehr persönlichen Worten an seinen Großvater. Neben lebendigen Erinnerungen seiner Kindheit würdigte er vor allem die Leistung des großen Südwestliberalen, der zwischen 1933 und 1945 viele Verluste und Einschränkungen persönlich erfahren musste, so die Zwangsscheidung und Flucht seiner jüdischen Frau, Berufsverbot als Rechtsanwalt, gesellschaftliche Ausgrenzung und nicht zuletzt die Zerstörung seiner eigenen Behausung. „Mein Großvater hegte nie Groll gegen die Menschen, für ihn begann der Einsatz für den neu aufzubauenden Rechtsstaat vom ersten Tag nach dem Krieg“, so Maier. Zur Hilfe gekommen seien ihm sein großer Wille und die Bereitschaft, auch gegen Widerstände Dinge durchzusetzen. „Er war ein großzügiger Mensch, der das Gemeinwohl als überzeugter Liberaler nie aus dem Blick verlor“, so Maier und betont, dass diese Haltung Maier heute von den Einzel- oder Gruppenegoismen von Populisten unterscheiden würden. die gegen die Gesellschaft insgesamt oder Minderheiten gerichtet seien.

An der anschließenden Gesprächsrunde unter Leitung des langjährigen FDP/DVP-Fraktionsvorsitzenden und Ehrenvorsitzenden der Freien Demokraten Baden-Württemberg, Prof. Dr. Jürgen Morlok nahm neben den ehemaligen Landtagsabgeordneten Friedrich Haag und Hagen Kluck auch der langjährige Waiblinger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Gauss teil. Sie erinnerten an die vielen Seiten des Politikers, der weit über Baden-Württemberg hinaus in der Bundespolitik – nicht zuletzt als Gegenspieler zu Konrad Adenauer – eine bedeutende Rolle spielte. Sein unbedingtes Bekenntnis zur ganzen Freiheit, die nicht nur Teilfreiheiten kenne, prägten den Kurs der liberalen Partei durch die Jahrzehnte. Morlok erinnert besonders daran, dass Maier stets den Einsatz für die „scheinbar kleinen Probleme der Leute“ ernst genommen hätte und die Lösung dieser Anliegen als Maßstab für die Politik verfolgte. Dies sei auf die Erkenntnis Maiers zurückzuführen, Politik und Staatsaufbau als „Graswurzeldemokratie“ zu verstehen, die sich aus der Kommunalpolitik vor Ort entwickeln müsse und weniger aus übergeordneten theoretischen Programmen.

Der Vorsitzende der FDP/DVP Fraktion im baden-württembergischen Landtag, Dr. Hans-Ulrich Rülke, würdigte zum Abschluss Maiers prägende Rolle für die liberale Politik im Land und im Landesparlament. „Wir können zu Recht sagen, dass es ohne ihn Baden-Württemberg als wohlhabendes und starkes gemeinsames Land der Bundesrepublik heute nicht gäbe“, erinnert Rülke an die Zusammenführung des deutschen Südwestens zum heutigen Baden-Württemberg als Leistung Reinhold Maiers 1952. Gleichzeitig weist er auf die Verdienste des ersten Ministerpräsidenten als Südwestliberaler hin, die bis heute nachwirkten: So sei die FDP-Fraktion in Baden-Württemberg die einzige in der ganzen Republik, die immer im Parlament vertreten sei und nicht zuletzt die einzige, aus deren Reihen mit Reinhold Maier bis heute ein Regierungschef stamme. „Viele Grundsätze Reinhold Maiers sind für die Arbeit der liberalen Landtagsfraktion heute noch und wieder aktuell, so Maiers pragmatische Haltung zu politischen Koalitionen, bei denen schließlich pragmatische Lösungen immer wichtiger als starre Prinzipien sein sollten“, so Rülke abschließend.

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